Tegernseer Zeitung, 12.3.2012, sk

 

Zum Gedenken an Eduard Streibl, 11.3.2012, 7.00 Uhr (www.kulturvision.de)

Eduard Streibl war einer der führenden Maler der Tegernseer Kunstszene. Gestern vor fünf Jahren verstarb er nach schwerer Krankheit. Aus diesem Anlass lud Sohn Christophe zu einer Gedächtnisausstellung in das Gmunder Jagerhaus ein. 60 Bilder aus 50jährigem Schaffen sind hier zu sehen, bunt gemischt aus all den unterschiedlichen Schaffensperioden des Künstlers mit all den verschiedenen Techniken und Motiven. Diese Vielseitigkeit war es, die Edi oder Eduardo Streibl, wie er sich gern nennen hörte, auszeichnete.

Ich erinnere mich an zahlreiche Begegnungen mit ihm bei der Tegernseer Kunstausstellung oder bei der Gruppe Tal. Seine etwas poltrige, direkte Art, seine für mich zuweilen schwer verständliche Sprache, da er zusätzlich zum bayerischen Dialekt Silben gern verschluckte, vor allem aber seine Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit werden mir immer in Erinnerung bleiben. Und so durfte ich auch im Jahr 1997 ein Porträt über ihn schreiben, das in der Ausstellung ausliegt. Welch eine Freude.
Und es war eine noch größere Freude, viele alte Bekannte unter Streibls Bildern wieder zu entdecken. Da sind die zauberhaften, flüchtigen Aquarelle, zumeist vom Tegernsee, manche als Miniaturen, und da sind seine großflächigen Ölbilder. Auf Holz oder Leinwand. Viele als Abstraktion oder Komposition mit starker Farbigkeit und spannenden Farbklängen, in denen der Betrachter seine eigenen Formen und Assoziationen suchen und finden kann.

Es gibt aber auch Bilder, in denen der Künstler mit dem Titel eine Vorgabe macht. „Nachts um halb drei“, beispielsweise, ein dunkles Bild, in dem helle Visionen als Linien und Formen auftauchen. Auch seine „Urknall“-Bilder geben zwar Raum für freie Empfindungen, aber die Absicht des Malers ist klar aus den explodierenden Strukturen zu erkennen.

Andere Werke haben einen klar gegenständlichen Charakter, wie das bedrückende Bild „PS-Jugend“, das Eduard Streibel mit einem warnenden, drastischen Gedicht ergänzt hat und vor dem PS-Wahn der Jugend eindringlich warnt. Aber auch ein ganz und gar idyllisches Bild vom Tegernsee, von Kaltenbrunn aus gesehen, ist in der Präsentation zu sehen. Manchmal hatten die Arbeiten Streibls apokalyptische Züge, oft fand man zeitkritische Inhalte vor. In der Ausstellung findet man ein Foto mit dem Titel „Tegernsee im Jahre 3000 n.Chr.“, das eine riesige Wasserfläche zeigt. Seine religiöse Seite kann der Betrachter im „Karfreitag 1996“ erahnen.

Aber Eduard Streibl war auch ein sinnenfroher Mensch und so sind eine Reihe von ästhetischen Frauenakten in verschiedenen Techniken zu sehen. Porträts seines Sohnes Christoph und ein Selbstporträt ergänzen die umfassende Werkschau, die den Künstler für die Kunstfreunde im Tegernseer Tal nicht vergessen lässt. Sie ist bis zum 25. März dienstags bis freitags von 16 bis 18.30 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Monika Gierth

 

17. März 2007 15:10

trauer.de Redaktion (cs) , 85221 Dachau

Der Tod hat ihm den Pinsel aus der Hand genommen: Das Tegernseer Tal trauert um Edi Streibl. Der beliebte und aktive Kunstmaler erlag im 68. Lebensjahr einem schweren Leiden.

Es war eine Lehre als Dekorationsmaler in seiner Geburtsstadt Tegernsee, die Edi Streibl seine ersten künstlerischen Ambitionen entdecken ließ. An der Akademie der Bildenden Künste in München setzte er seine Ausbildung fort, die schließlich vom Kunststudium an der renommierten Académie Julian in Paris gekrönt wurde.

Selbst Künstlern fällt es schwer, den unermüdlich Malenden auf eine Stilrichtung festzulegen. Am meisten am Herzen gelegen hat Streibl sein abstraktes Schaffen. In Öl und Aquarell, aber auch als Radierung schuf er Werke, die nicht zuletzt Eingang fanden in die Grafische Sammlung in München ­- ein "Ritterschlag".

Mit großer Leidenschaft widmete sich der Maler auch dem Ausstellungs-Geschehen im Tegernseer Tal. Keine Gemeinschaftsschau, die er nicht mit seinen Arbeiten bereichert hätte. Hier waren es vor allem die gegenständlichen, naturalistischen Bilder, die großen Anklang fanden.

Aus Paris hatte Streibl seine Frau mitgebracht, aus der Verbindung entstammen zwei Söhne. Zuletzt hatte er sein Leben mit der Waakirchner Kunsthistorikerin Evelyn Haftmann geteilt.

Als barocken Menschen haben seine Freunde Edi Streibl kennen gelernt. War er vor allem gegenüber seiner eigenen Kunst der schärfste Kritiker, so konnte er auch ausgelassen sein und fröhlich feiern ­- auch im Tegernseer Bräustüberl. Dort treffen sich bis heute noch Fußballer, die Streibl vor Jahrzehnten trainiert hatte, um über die damaligen Zeiten zu schwärmen.

"Ich bin kein Bergsteiger", behauptete der Künstler von sich. Doch er liebte es, in der freien Natur unterwegs zu sein, dabei auch Berge zu erklimmen. Als Kontrast dazu reiste er gern ans Meer in die Toscana.

Von Jens Hendryk Dässler